Die Galerie Wilma Tolksdorf zeigt in der fünften Einzelausstellung neuste Werke von Johanna Diehl.
Die Ausstellung gewährt erstmalig Einblick in drei neue Werkgruppen mit den Titeln DAS IMAGINÄRE STUDIO, ALIENATION und EIN RUHIGER TAG. Für die Räume der Galerie entwickelt die Künstlerin eine fein abgestimmte Hängung ihrer Fotografien, in der sie spannungsvolle Beziehungen zwischen den einzelnen Arbeiten herstellt, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Schweigen und Verdrängten, wie auch den Potentialen und Möglichkeiten einer Bundesrepublik der Nachkriegszeit beschäftigen.
Von der 73-teiligen Arbeit EIN RUHIGER TAG, werden sechs monochrome Farbtafeln die auf fotografische Übersetzungen verschieden farbiger Einbände von Tagebüchern zurückgehen. Die Tafeln platziert Diehl auf einem wandfüllenden Schwarz-Weiß-Motiv, welches die aufgerauten Oberflächen der Skulpturen des italienischen Bildhauers Marino Marini (1901-1980) zeigt. Das beinahe zärtliche Abtasten der Skulpturen mittels der analogen Kamera gleicht einer Vermessung der Unruhen des 20. Jahrhunderts, die sich nicht nur weltgeschichtlich, sondern auch im Privaten der liberalen, bürgerlichen Haushalte der Wirtschaftswunderzeit zeigen.
Auf einer zweiten Wand zeigt Diehl Fotografien der Serie DAS IMAGINÄRE STUDIO.
In der Serie beschäftigt sie sich mit dem utopischen Potential der Apparaturen in den elektronischen Studios der Nachkriegszeit in Deutschland und stellt diese Aufnahmen verschiedenen Fotografien von Innenräumen gegenüber, welche sie in den privaten Alben ihrer Familie fand, nachinszenierte und neu fotografierte. Die Synthesizer, Mischpulte, Tonbandmaschinen und Oktavfilter erzählen vom unermüdlichen Forschergeist, der Suche nach Neuem und spiegeln das spielerisch-experimentelle Denken der Zeit wider.
Die Arbeit ALIENATION (2017) nimmt Bezug auf die Frauenfiguren der Oberschicht wie sie in den Filmen Michelangelo Antonionis auftauchen und von Johanna Diehl als von der eigenen Großmutter verkörpert, erinnert werden. Eine Serie loser, subjektiver Fotografien die im heutigen Rom entstanden, flankiert Diehl in der Frankfurter Ausstellung mit Filmstills, die sie den Filmen Antonionis entnimmt.
Johanna Diehl (1977 in Hamburg geboren) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Werke wurden national und international u.a. in Paris, München, Rom, Berlin und Moskau gezeigt. Sie erhielt bereits zahlreiche Preise und Stipendien wie das Arbeitsstipendium der Konrad Adenauer Stiftung (EHF), der Stiftung Kunstfonds Bonn, der Akademie Schloss Solitude Stuttgart und zuletzt der Casa Baldi/ Deutsche Akademie Rom Villa Massimo.
2018 widmet ihr das Haus am Waldsee Berlin eine umfassende Einzelausstellung.