Galerie Wilma Tolksdorf Frankfurt präsentiert neue Arbeiten von Laurenz Berges - einige der gezeigten Arbeiten waren Teil der von Thomas Weski kuratierten Gruppenausstellung "Ruhrblicke", die im Kontext des Programms RUHR.2010 in der diesjährigen Kulturhauptstadt Europas Essen stattfand. Fotografien von Laurenz Berges waren im SANAA-Gebäude neben Arbeiten weiterer bedeutender zeitgenössischer Künstler wie Andreas Gursky, Candida Höfer, Jörg Sasse, Hans-Peter Feldmann u.a. zu sehen. Werke von Laurenz Berges befinden sich weltweit in den wichtigsten Kunst- und Fotosammlungen und werden international ausgestellt.
Als einer der letzten Meisterschüler Bernd Bechers versteht Laurenz Berges die Fotografie als ein ästhetisches und ein dokumentarisches Medium. Mit dem Blick eines Archäologen hält Laurenz Berges die Spuren dessen fest, was nicht mehr da ist. Im Fokus seiner Arbeiten stehen menschenverlassene Räume und Orte. Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung dokumentiert er die leer geräumten russischen Kasernen in den Regionen der ehemaligen DDR. Später geht er dazu über Ortschaften zwischen Köln und Aachen, die dem Braunkohletagebau weichen mussten, festzuhalten. In zurückgelassenen Häusern und Wohnungen findet Laurenz Berges Relikte menschlicher Existenz. Die scheinbare Leere der Räume transformiert in seinen Fotografien zur auratischen Präsenz des Vergangenen.
Gleichzeitig beschäftigen sich die Bilder mit ästhetischen Problemen. Die abgeblätterte Mustertapete ist somit nicht nur ein Zeichen vergangener Heimeligkeit, sondern abstrahiert im Bildkontext zu einer Farbfläche. Ein mit Spinnweben überzogenes Radio wird zum kompositorischen Element. Der Vorhang, hinter welchem vor Jahren geschriebene Briefe auf einer Fensterbank liegengelassen wurden, bricht das durch das Fenster einfallende Licht in einer fast malerischen Qualität. Fensterstreben, Zimmerecken, helle Stellen auf Teppichböden und Wänden, die uns verraten, wo früher mal die Couch oder die Vitrine mit Porzellan stand, gliedern den Bildraum und bestimmen die Komposition.
Berges Fotografien sind von einer sanften Melancholie durchdrungen. Sie besitzen eine Tiefenschärfe, in der das Sichtbare nicht auf den eingefangenen, absoluten Moment reduziert wird, sondern immer auch das Gewesene spürbar bleibt. Berges entwickelt seine Fotografien zu Resonanzräumen von vergangenem, alltäglichem Leben, zu Spiegeln ge- und erlebter Wirklichkeit.