In der Ausstellung "facs & figures" präsentiert Galerie Wilma Tolksdorf neueste Arbeiten von Silke Wagner. In ihrem vielschichtigen und medial sehr unterschiedlichen Werk beschäftigt sich die Künstlerin mit gesellschaftspolitischen und soziokulturellen Fragestellungen, die sie durch ästhetische Formfindung in den Bereich der Bildenden Kunst übersetzt. Sie transformiert Begriffe des Politischen in die gesellschaftliche Realität und schafft dadurch gleichzeitig eine neue Form der Öffentlichkeit. Silke Wagner "setzt uns", wie es der Philosoph Philipp Thomas ausdrückte, "dem Übersehenen aus, v.a. solchem, von dem wir zwar irgendwie wissen, dessen klare Erkenntnis aber unbequem ist."
Als Ausgangspunkt für die in der Ausstellung versammelten zehn neuen Arbeiten nutzt Silke Wagner Zahlen und Statistiken, die die unterschiedlichsten Aspekte der globalisierten und ökonomisierten Gesellschaft aufzeigen. Die erste Arbeit, die sich mit diesem Themenfeld auseinandersetzte, entstand 2012 für die Biennale Bern. Die zwölf Motive der Arbeit "53 Fahnen für Bern" fanden sich auf Fahnen im öffentlichen Raum, als frei verfügbare Postkarten und als gerahmte Siebdrucke wieder. Als grafische Übersetzung statistischer Auswertungen in Linien und geometrischen Formen visualisieren die einzelnen Motive globale Themen, wie z.B. die Verteilung privaten und staatlichen Kapitals, die Goldgewinnung durch Kinderarbeit oder den Rückgang der weltweiten Artenvielfalt.
Die neuen Arbeiten von Silke Wagner verfolgen diesen kritischen Ansatz weiter bei gleichzeitiger Erweiterung des Medien- und Formvokabulars. So veranschaulichen z.B. die drei kugelförmigen Lampen der Arbeit "Figure X" durch ihre jeweilige Größe und die unterschiedliche Stärke der Leuchtkraft die Lebenszufriedenheit in Deutschland; während "Figure V" die Lohn- und Gewinnverteilung bei der Jeansproduktion bzw. dem Verkauf in Form eines Wandvorhangs aus Jeansstoff haptisch und grafisch erfasst. Über die ästhetische Verbildlichung gesellschaftsrelevanter Fragestellungen hinaus zeigen sich die Arbeiten von Silke Wagner "selbstreflexiv, sie formulieren ihre symbolisch-repräsentative Qualität und beweisen sich als Artefakte." (Gabriele Sand, Sprengel Museum Hannover)
Zu den wichtigsten Ausstellungsbeteiligungen und Projekten von Silke Wagner zählen u.a. German Open, Kunstmuseum Wolfsburg, skulptur projekte münster 07, Playing the City, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Emscherkunst 2010, Biennale Bern 2012, Weather Report, Landesgalerie Linz sowie Tatort Paderborn. Ihre Arbeiten wurden in mehreren Einzelausstellungen, u.a. im Neuer Berliner Kunstverein, Kunstverein in Hamburg, Oldenburger Kunstverein und zuletzt in der Kunsthalle Göppingen gezeigt.