Die Galerie Wilma Tolksdorf Berlin präsentiert Zeichnungen des in Frankfurt lebenden Künstlers Thomas Erdelmeier. Die sowohl wandgroßen als auch kleinformatigen Arbeiten sind komplexe Gedankensammlungen in Form von Bildern und Texten.
Thomas Erdelmeier entnimmt seine Motive dem alltäglichen Leben und den Medien. Er behandelt in seinen Arbeiten soziale, gesellschaftspolitische und ökonomische Themen sowie die daraus resultierenden Subjektkonstruktionen. Die eigene künstlerische Erfahrungswelt ? die Kunstproduktion und -reflexion ? eröffnet ein weiteres thematisches Feld. Hier greift Erdelmeier Erwartungshaltungen auf, die an ihn als Künstler gestellt werden. Er setzt sich mit dem eigenen Selbstbild und den Wechselwirkungen von Bildern im Bild auseinander.
Die Vielfalt und Komplexität der Themen spiegeln sich auch in der Form wieder. Der Künstler mischt Elemente aus verschiedenen Zeichensystemen wie den Cartoons, Science-Fiction-Comics, Karikaturen, Graffitis, Mangas, Informationsgrafiken und Kartografien. Perspektivisch verzerrt dargestellte Menschen, seltsame Kreaturen mit gigantischen Köpfen und mehreren Armen, Figuren, die an Science-Fiction- oder Märchengestalten erinnern sowie organisch-technische Mischwesen, die sich begegnen, miteinander kommunizieren oder in einer seltsamen Umgebung agieren, sind zentrale Sujets anhand derer Erdelmeier kritische, provozierende, groteske, ironische aber auch humorvolle Gesellschaftsbilder entwirft.
Thomas Erdelmeier kombiniert Text und Bild: in einigen Zeichnungen kommunizieren die Figuren mittels Sprechblasen, in anderen nimmt der Text sogar den Großteil des Bildraumes ein. Text und Bild beziehen sich aufeinander, kommentieren sich gegenseitig und ermöglichen dem Betrachter die Teilnahme an den dargestellten Gedankengängen.
Charakteristisch für Erdelmeiers Zeichnungen sind die Vielschichtigkeit der Erzählstruktur und die enorme Detailfülle. Viele seiner Zeichnungen scheinen aus unendlich vielen Einzelzeichnungen zusammengesetzt zu sein. So entspringt aus einer Figur die nächste, aus welcher wiederum neue Gestalten entstehen, wobei alles miteinander verbunden und mal fließend, mal sprudelnd in Bewegung ist.
Thomas Erdelmeier ist 1969 in Kirdorf geboren und studierte an der Städelschule in Frankfurt am Main.